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Die Geschichte

Am 3. Juli 1904 gründeten in Frankfurt am Main 32 Geigenbaumeister den Verband Deutscher Geigenbauer.

Gründung

Am 3. Juli 1904 gründeten in Frankfurt am Main 32 Geigenbaumeister, darunter auch einige aus dem Ausland angereist, den Verband Deutscher Geigenbauer. Erster Vorsitzender wurde Josef Lülsdorf. Die Vereinsgründung erfolgte zunächst vorrangig, um dem deutschen Geigenbau zu einem Qualitätssiegel zu verhelfen, da die zunehmende Fertigung qualitativ schlechter Instrumente und der Handel mit gefälschten Expertisen geeignet war, den deutschen Geigenbau in seiner Gesamtheit in Misskredit zu bringen. Missstände, „die ein geschlossenes Vorgehen aller ehrlichen Elemente als eine unabwendbare Notwendigkeit erscheinen ließen“. Zum Verbandszweck hieß es daher u. a.: „Förderung der Geigenbaukunst durch gegenseitige Unterstützung, und Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes in seinen verschiedenen Auswüchsen.“ Die Gründungsmitglieder verpflichteten sich zu hohen Standards, was sich auch darin manifestierte, dass nur Meister im Verband aufgenommen wurden und ein Ausschuss zur Qualitätsprüfung gegründet wurde. Der Aufruf, sich dem Verband anzuschließen, fand regen Zuspruch, so dass sich die Mitgliederzahl 1912 schon mehr als verdoppelt hatte. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit blieb die Prozessführung gegen unlautere Wettbewerber und die Beteiligung an Auslandsmessen und Ausstellungen.

Am 28. Mai 1934 wurde der Verband in den Reichsverband Deutscher Geigenbauer eingegliedert, der nicht nur als Verband des Streichinstrumentengewerbes fungierte, sondern auch das gesamte Saiteninstrumentenbauhandwerk (Gitarren, Harfen etc.) mit umfasste. Vorsitzender des von den Nationalsozialisten geforderten Reichsverbandes blieb zunächst Max Möckel.

1904 Frankfurt
1904Gründung des VDG in Frankfurt/Main
1908Eintragung des Verbands in das Vereinsregister 
1912Letzter Verbandstag vor dem 1. Weltkrieg
1922Erster Verbandstag nach dem 1. Weltkrieg, 74 Mitglieder sind anwesend
1933Der VDG wird von der NS-Regierung aufgelöst
1912 Mittenwald
1912 Mittenwald

Entwicklung nach 1945

Die Wiedergründung des Verbandes in den Westzonen erfolgte am 30. Oktober 1948 in Stuttgart. Die Ziele und Notwendigkeiten hatten sich insofern geändert, als sich das Ansehen der Geigenbauer wieder stabilisiert hatte und der unlautere Wettbewerb eingedämmt worden war. Die politische Vertrauensbasis mit den Nachbarländern konnte allerdings nur nach und nach wieder hergestellt werden.

Neben den politischen Bemühungen waren Schwerpunkte die Vereinheitlichung der Preisgestaltung, die Erarbeitung von Prüfungsrichtlinien und die Fortbildung der Mitglieder mit Vorträgen bei den Jahresversammlungen.

Bürokratische Hemmnisse erschweren zunehmend die handwerkliche Arbeit und den Handel. Insbesondere die weltweiten Restriktionen bei einigen Tropenhölzern und beim Elfenbein bedürfen einer intensiven Informationsbegleitung durch den VDG, obgleich der Verbrauch dieser Materialien im Weltmaßstab beim Geigen- und Bogenbau nur eine absolut vernachlässigbare Größenordnung erreicht.

Zur Qualitätsförderung wurde 1983 ein Geigen- und Bogenbaubauwettbewerb in Kassel durchgeführt. Obgleich die als „1. Internationaler Geigenbau-Wettbewerb Louis Spohr mit Bogenmacher-Wettbewerb“ durchgeführte Veranstaltung sich großer internationaler Resonanz erfreute, blieb es bei diesem einen Vorstoß.

Zur gemeinsamen Vermarktung aber auch als inspirative Ergänzung zum mehr traditionell geprägten VDG gibt es weitere Zusammenschlüsse von Geigenbauern und Bogenmachern, die jedoch oft gleichzeitig auch Mitglieder im VDG sind. Am bekanntesten ist die 1998 gegründete „Arbeitsgemeinschaft Klanggestalten“.

Bei der Diskussion zur Wiedereinführung der Meisterpflicht 2019 wurde vom VDG keine einheitliche Stellungnahme abgegeben. Die vorgetragenen Argumente gegen eine Meisterpflicht überwogen aber bei weitem.

1974 Frankfurt
2004 Wiesbaden
2015 Mittenwald
2023 Görlitz
1953 Mittenwald
1965 Wien
1958 Hamburg
1948Wiedergründung des Verbands nach dem 2. Weltkrieg
1949Erste Verbandstagung nach dem Krieg in Mittenwald, es nimmt erstmals
ein Bogenmacher an der Tagung teil
Die erste Frau wird in den Verband aufgenommen
1956Die ersten Bogenmacher werden offiziell in den Verband aufgenommen
1961Nach dem Mauerbau ist es den Mitgliedern in der DDR nun gänzlich
unmöglich an den Tagungen teilzunehmen
1978In der DDR wird die “Fachgruppe der Geigen- und Bogenbaumeister”
gegründet (die Bogenbaumeister kamen erst später hinzu)
1983Der VDG richtet in Kassel einen internationalen Geigenbauwettbewerb
aus
1990Nach der Wende in der DDR Auflösung der dortigen Fachgruppe
199124 Kollegen aus den Neuen Bundesländern werden als Mitglieder
des VDG aufgenommen
2004Der VDG feiert sein 100-jähriges Bestehen in Wiesbaden, inzwischen
hat der Verband annähernd 300 Mitglieder in Deutschland und der
ganzen Welt
2007Tagung in Bern zusammen mit dem Schweizer Geigenbauerverband
2019Tagung zum 400. Geburtstag von Jakobus Stainer mit über 200 Mitgliedern aus drei deutschsprachigen Geigenbauverbänden (Deutschland, Schweiz und Österreich)
2023Durch Wahl der Mitglieder wurde mit großer Mehrheit beschlossen: Die Meisterprüfung als Voraussetzung zur Aufnahme in den VDG ist nicht mehr notwendig.

Fachgruppe der Geigenbauer in der DDR

Hatten zunächst noch etliche Geigenbauer und auch schon Bogenmacher aus dem Gebiet der sowjetisch besetzten Zone an den Tagungen des VDG teilgenommen, so war diesen spätestens nach dem Mauerbau 1961 eine aktive Teilnahme nicht mehr möglich.

In der DDR hatte man zunächst mit dem Aufbau des VEB Musima 1952 eine Massenproduktion von Musikinstrumenten intensiv gefördert, was zu erheblichen Qualitätseinbußen führte. Internationale Spitzenprodukte, die sich auch als Devisenbringer erwiesen, konnten nur noch von den letzten selbstständig tätigen Geigenbauern und Bogenmachern hergestellt werden. Diese litten jedoch unter einem eklatanten Materialmangel und konnten sich auch nicht um eine qualifizierte Nachwuchsförderung kümmern. Die zentralisierte, fabrikmäßige Fabrikation im Vogtland hatte sich als Sackgasse erwiesen. Es gab kaum noch Reparaturkapazitäten, und der Geigenbau und -handel war vom internationalen Markt weitgehend abgeschnitten. Obgleich Einzelaktivitäten zur Verbandsgründung in der DDR eher unerwünscht waren, sah man schließlich zur Rettung dieses Traditionshandwerkes doch die Notwendigkeit einer eigenen Organisationseinheit. Ein Zusammenschluss der freien Geigenbauer wurde genehmigt, um die gravierenden Probleme besser lösen zu können.

Die Gründungsversammlung für die „Fachgruppe der Geigenbaumeister der DDR“ fand am 23. Mai 1978 in Plauen statt. Eckart Richter aus Markneukirchen wurde von den anwesenden 19 Geigenbauern als Vorsitzender bestätigt. Es gelang der Fachgruppe, die Geigenbaumeister der DDR zusammenzuführen, Richtwerte für Reparaturpreise zu entwickeln, und auch die Lehrlingsausbildung konnte geringfügig verbessert werden. Die Bogenmacher stießen 1981 dazu. Am 8. Oktober 1984 erfolgte die Umbenennung in „Fachgruppe der Geigen- und Bogenbaumeister der Deutschen Demokratischen Republik“. Ausgiebige Berichte über Reisen einiger Kollegen, deren Instrumente als Devisenbringer besonders begehrt waren, ins westliche Ausland erzeugten bei den Mitgliedern der Fachgruppe ein gewisses kritisches Selbstbewusstsein und schließlich auch politisch heikle Begehrlichkeiten. Dies führte sogar zu dem für DDR-Verhältnisse schier revolutionären Akt, die Fachgruppenleitung in geheimer Wahl zu bestimmen.

Mit der Wiedervereinigung 1990 kam das Ende der damals etwa 70 Mitglieder umfassenden Fachgruppe. Im Mai 1991 erfolgte in Bamberg die Vereinigung mit dem VDG. 24 Kolleginnen und Kollegen aus den Neuen Bundesländern, die einen Übertritt in den VDG gewünscht hatten, wurden im vereinfachten Verfahren aufgenommen.

Bogenmacher im VDG

Der Zusammenschluss mit den Geigenbauern und Bogenmachern der ehemaligen DDR 1991 bewirkte zwangsläufig auch eine allgemeine Neuorganisation des Verhältnisses des VDG zu den Bogenmachern.

Schon 1888 hatte es eine Innungsgründung der Bogenmacher gegeben, der Verband wurde aber 1903 wieder aufgelöst. In Westdeutschland blieb dem Bogenbauhandwerk lange eine eigene gesetzliche Berufsanerkennung versagt. Organisatorisch wurde der Bogenbau dem Geigenbau zugeschlagen, weshalb die Bogenmacher auch im VDG zunächst ein Schattendasein fristeten, obgleich die Handwerkskammern unbürokratisch und nicht ganz gesetzeskonform weiterhin Prüfungen für die Bogenmacher abhielten. Zwar hatten schon 1949 auch Bogenmacher an den VDG-Tagungen teilgenommen, der erste Bogenbauer wurde aber erst 1956 als Mitglied bestätigt. 1983 wurde der erste Bogenmacher in den Vorstand gewählt.

Die rechtliche Anerkennung als eigenständiger Beruf und die Namenserweiterung des VDG zum „Verband Deutscher Geigenbauer und Bogenmacher e. V.“ erfolgten schließlich 1991.

Frauen im VDG

Geigen- und Bogenbau galt ursprünglich als reiner Männerberuf. Frauen im Instrumentenbau wurden bestenfalls als Gehilfinnen ihrer Männer wahrgenommen. Dies änderte sich erst mit Olga Adelmann (1913–2000), die sich 1940 in Berlin als erste Frau den Meisterbrief im Geigenbau erkämpfte und 1957 in den VDG aufgenommen wurde. Sie wurde später zum Ehrenmitglied ernannt. Schon 1954 war Conny Merling aus Kopenhagen aufgenommen worden. Mag sich inzwischen der Frauenanteil im Verband auch auf knapp 20% gesteigert haben, so sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert, zumal sich der Anteil von Frauen bei den im Geigenbau Auszubildenden kontinuierlich auf inzwischen 60% gesteigert hat. Unter den Bogenmachern des Verbandes befindet sich keine Frau. Es gibt allerdings in Deutschland auch nur ein gutes Dutzend Bogenmacherinnen.

Dieser Text basiert auf dem Artikel Verband_Deutscher_Geigenbauer_und_Bogenmacher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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